Das Ruhebedürfnis von Hunden


Hunde sind wie Katzen. Sie brauchen genau soviel Schlaf. Sie sind sich genetisch sehr ähnlich.

Nur ziehen sich Katzen – selbstständig wie sie sind – zurück, wenn sie Ruhe brauchen.

Hunde tun das oft nicht. Auch besonders unabhängige Rassen wie Shiba Inu, Laika oder Kangal nehmen sich nicht den Schlaf, den sie bräuchten. Außer, sie haben gelernt, darauf zu bestehen. Oder sie leben nicht mit Menschen zusammen. Verwilderte Haushunde in Italien und Spanien beispielsweise leben mit einem gesunden Ruhe-Rhythmus. 

Das Erkennen des Ruhebedürfnisses ist noch angeboren. Das Beharren darauf allerdings nicht mehr. Haushunde wurden dazu gezüchtet, stets einsatzbereit und willig zu sein. Sehr deutlich ist dies bei den logischerweise am meisten benutzten Rassen: Golden Retriever, Jack Russell Terrier, Deutscher Schäferhund, Border Collie, etc. Diese Hunde sagen selten: „Ich will nicht mitmachen.“

Mit der Förderung dieser „Ich bin dabei“-Eigenschaft hat sich der Mensch einen Gefallen getan – und auch wieder nicht. Dem Hund übrigens auch nicht. Schlaf und Ruhe sind lebenswichtig. Im Schlaf werden die Geschehnisse der Tage verarbeitet. Darum haben Hunde – wie auch Menschen – nach einem außergewöhnlich anstrengenden Tag einen tiefen oder unruhigen Schlaf, je nachdem, ob der Tag körperlich oder geistig anstrengend war. Das Ruhebedürfnis von Menschen und dessen Unterschreitung wurde erst an Mäusen, dann an Hunden und schließlich an Menschen untersucht. Alle zeigten die gleiche Entwicklung (was ironisch ist, denn Humanforscher ziehen gerne den Hund heran, um Ergebnisse für den Menschen zu erhalten. Vielen Kynologen wiederum ist der Mensch- Hund-Vergleich verhasst. Sie fürchten die Vermenschlichung des Hundes. Die Ableitung Hund- Mensch ist also in Ordnung, die Ableitung Mensch-Hund aber nicht?).

Im ersten Stadium des Schlafentzugs wurden die Hunde überdreht.

Im Zweiten unkonzentriert, grobmotorisch und fahrig.

Im Dritten nervös und schnell reizbar.

Im Vierten aggressiv und kränklich.

Im fünften Stadium erkrankten sie schwer und / oder chronisch. 

Im Lauf der Trainingsjahre hat sich dabei folgendes gezeigt. Retriever-Rassen verharren nicht allzu lange oder deutlich im Stadium der Aggression. Sie werden schneller chronisch krank, leiden zum Beispiel an Hautkrankheiten, da Schlafmangel das Immunsystem schwächt. Terrier-Rassen hingegen sind länger und auffälliger aggressiv, und fallen erst nach vergleichsweise langer Zeit in das Stadium der schweren Krankheit. Aggression ist kein schlechtes Benehmen. Sie ist eine Warnung, ein deutliches Zeichen, dass der Hund überfordert ist. Es gilt, spätestens in diesem Stadium einzugreifen, bevor irreparable körperliche Schäden eintreten. Viele Krankheiten können mit Überforderung in Zusammenhang gebracht werden, da Stress den Körper in seiner Gesamtheit schwächt.

Krebs, Allergien, Organversagen und neurale Störungen werden auch beim Menschen durch Überforderung (mit-)verursacht. 

Wie viel Schlaf und Ruhe braucht also ein Hund?   Erwachsene Hunde: 17 bis 20 Stunden. Welpen, Senioren und Kranke: 20 bis 22 Stunden.  Eben wie Katzen. Dazu zählt auch das gemeinsame Rumhängen vor dem Fernseher.

Manchmal sagen Kunden darauf, dass ihr Hund aber nicht von selbst so viel schliefe.  Nun, es muss ihm natürlich beigebracht werden, da Hunden, wie schon vorher erwähnt, das Einhalten des natürlichen Ruhebedürfnisses abgezüchtet wurde. Ein Ritual der Ruhe sollte etabliert werden. Manche Hunde sind so daran gewöhnt, immer in Aktion zu sein, dass sein Mensch sich anfangs mit ihm hinlegen muss. Ein Nickerchen ist angebracht. Kein schlechtes Gewissen, wenn sich der Hund an seinen Menschen drückt, und die Ohren über die Augen klappt. Schlafende Hunde soll man nicht wecken.  

Mit freundlicher Genehmigung © Sonja Hoegen, Hundeschule dogcom

Schule für Menschen und ihre Hunde
 
Herzlichen Dank an Sonja, die mir diesen großartigen und wichtigen Artikel für diese Homepage zur Verfügung gestellt hat.

Der VDH schreibt dazu folgendes in seinem Newsletter von 10/2019

Bereits der griechische Dichter Homer (ca. 850 v. Chr.) beschäftigte sich mit dem Phänomen des Schlafes und bezeichnete ihn als „kleinen Bruder des Todes“. Da man sowohl im Schlaf als auch im Tod das Bewusstsein verliert, galt der Schlaf als „unvollständiger Vollzug des Todes“.
Die Erkenntnis der Antike, dass der Körper durch Schlaf neue Kraft schöpft, ist bis heute unumstritten.
Es hat also einen Sinn, warum wir und unsere Vierbeiner Großteile unseres Lebens verschlafen.
Leiden Hunde dagegen unter einem gestörten Schlaf, kann dies schwerwiegende Folgen für das Tier haben.
Was sollte ich als Hundehalter also über den Schlaf meines Hundes wissen? Wir liefern die Antworten!

Warum ist gesunder Schlaf wichtig?
Nur im Schlaf laufen die Regenerationsprozesse ab, die für die Wachzeiten benötigt werden. Dabei ist Schlafen nur scheinbar eine Zeit der Ruhe – tatsächlich läuft der Hundeorganismus nachts auf Hochtouren. So gewährleistet guter Schlaf,

–> dass Wachstumshormone ausgeschüttet werden. Welpen wachsen so „über Nacht“.
Beim erwachsenen Hund sorgen die Wachstumshormone dafür,
–> dass die Zellen sich regenerieren können.
–> dass Herz und Gefäße entlastet werden.
–> dass sich das Immunsystem auf die Abwehr von Krankheitserregern und das Eindämmen von Entzündungen konzentrieren kann.
–> dass das, was Hunde am Tag lernen im Schlaf nochmals verarbeitet und im Langzeitgedächtnis abgespeichert wird.

Wieviel Schlaf braucht mein Hund?
Der Begriff „hundemüde sein“ kommt nicht von ungefähr – denn während wir Menschen mit 7-8 Stunden Schlaf am Tag auskommen, ist der Bedarf an Schlaf- und Ruhepausen bei Hunden deutlich höher.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass erwachsene Hunde etwa 17-20 Stunden täglich ruhen oder schlafen – Welpen, alte oder kranke Tiere sogar 20-22 Stunden.
Schlaf ist nicht gleich Schlaf
Zum Schlafbedarf eines Hundes gehört nicht nur der nächtliche Schlaf wie bei uns Menschen, sondern auch das Dösen und Ausruhen. Beim Dösen hat der Hund seine Augen zwar geschlossen, über Nase und Ohren wird alles Wichtige in der Umgebung aber registriert. Beim Ausruhen können die Augen Ihres Tiers offen sein – Ihr Hund liegt einfach nur da und sammelt neue Kraft. Auch diese Erholungsphasen werden zur Regeneration unbedingt benötigt. 

Schlafmangel und seine Folgen
Chronischer und akuter Schlafmangel greifen erheblich in die körperlichen Regenerationsprozesse des Hundes ein.
Besonders Störungen in der Tiefschlafphase machen sich schnell bemerkbar. Die Folge:

Alterungsprozesse laufen schneller ab
Altersbedingte Erkrankungen treten früher auf.
Das Immunsystem wird geschwächt, wodurch die Krankheitsanfälligkeit steigt.
Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, Lernfähigkeit und Erinnerungsvermögen leiden.
Die Aggressionsbereitschaft und das Risiko für depressives Verhalten steigen.